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Caveat Emptor

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Der Kollege John Allen, ein us-amerikanischer Vaticanista, hat einen bemerkenswerten Artikel auf seine Webseite gestellt: Finding the ‚new’ in Vatican News. Wie finde ich die Neuigkeiten in den Nachrichten über den Vatikan?

Wie bei allen Artikeln oder Büchern von Allen teile ich seine Schlussfolgerungen nicht in allem, aber einige Beobachtungen sind treffend. Vor allem die, dass es für Außenseiter schwer ist, das wirklich „Neue“ im Vatikan zu identifizieren. Und ich möchte hinzufügen: Das „Neue“ von der Lieblingsbeschäftigung hiesiger Journalisten zu trennen: Der Kaffeesatzleserei.

Und damit meine ich gar nicht einmal die absurden Geschichten von angeblichen Mordkomplotten, ich meine das Gemunkel zur Frage, wer welchen Posten bekommen könnte und was genau nun diese oder jene Äußerung wieder bedeute. Oder natürlich auch die Geschichte, die man gerne glaubt, ganz gleich, was an ihnen wirklich dran sein könnte.

Caveat Emptor: Die Verantwortung liegt beim Käufer, grob übersetzt. Oder noch loser übersetzt: Wer das alles glaubt, wer seine Wahrnehmung des Vatikan von allerlei Kaffeesatz prägen lässt, ist letztlich selber schuld.

Ein schönes Beispiel dafür liefert ein Artikel von John Allen selbst. Er hatte von einer italienischen Geschichte berichtet, die in einer TV-Sendung aufgetaucht war. Vier italienische Priester seien wegen Geldwäsche verhaftet worden und der Vatikan verweigere jegliche Mithilfe zur Aufklärung, natürlich ging es wieder einmal um die Vatikanbank IOR.

Nichts war an der Geschichte dran, einer der vier genannten war nie verhaftet worden, ein zweiter frei gesprochen, ein dritter gerade durch die Mitarbeit des Vatikan und seiner Bank überführt worden. Das schreibt auch Allen so. Aber dann lese man die Kommentare im Internet, direkt unter dem Artikel. Die Kombination von Finanzskandal und Vatikan reicht aus, die übliche Menge von ich-habs-gewusst Kommentaren bemüht selbstgerechter Zeitgenossen zu generieren.

Geschichte: Es gibt keinen Finanzskandal. Wirkung: Alle regen sich über den Finanzskandal auf. Es stimmt: Es ist schwer, die wirklichen Nachrichten über den Vatikan zu finden. Aber nicht, weil es sie nicht gäbe. Sondern nur, weil sie niemand lesen will.

Der Leser trägt die Verantwortung.


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